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"Abschiedsfahrten" 2012 in der Slowakei (Teil 2)

Tag 3 & 4

5. Dezember 2012:

  Die Wetterprognosen vom Vortag bestätigen sich am nächsten Morgen, auch wenn die Sonne in Zvolen noch einen harten Kampf mit einigen Schleierwolken und Nebelschwaden auszufechten hat. Heute steht meine erste komplett tageslichtige Fahrt über DIE Strecke entlang der Vel'ká Fatra (Große Fatra) an.
Zuglok wird die modernisierte 757 005-4 sein.

 

Zwei kleine Details dieser Maschine. Neben den "Rückblick-Kameras" auch interessant das Signet der ZOS Zvolen, in der die Rekonstruktion dieser Lok im Jahr 2012 erfolgte. Greift dieses Signet doch die gummigefederten Achslager auf, wie man sie von den deutschen V100 oder V180 her kennt. Bei tschechoslowakischen Lokomotiven ist mir diese Bauart noch nicht aufgefallen.

  Die Strecke über Banská Bystrica nach Vrútky ist bis mindestens Turčianske Teplice einfach genial. Und das obwohl sie zu geschätzt 20% durch Tunnel führt. Dank des ab 9. Dezember 2012 eingeführten Zweistundentakts ist auch das fotografische Potential wieder auf ein mir verträglich erscheinendes Maß gestiegen.

Durchfahrt in Ul'anka. Im Zuge der Restrukturierungsmaßnahmen scheint der Kollege Zwerg entlassen zu sein. Die beiden verbliebenen Kollegen führen wie in der Slowakei gewohnt eine äußerst korrekte Zugbeobachtung durch.

   

In Turčianske Teplice verpasse ich leider den mit einer "Brille" bespannten Gegenzug um wenige Sekunden. Das ist allerdings nur aus fotografischer Sicht schade, denn mein eigentlicher Anschlußzug Richtung Horná Štubňa quält sich erst zehn Minuten später über die in der Tele-Perspektive recht gewundenen Gleise. In Horná Štubňa herrscht "volles Haus", zwei Güterzüge stehen nordwärts abfahrbereit. Einer davon mit einer Dreifachtraktion (!) Bardotka, leider bleibt mir keine Zeit zum Fotografieren.

 

Auch in Prievidza bleiben mir nur wenige Minuten Umsteigezeit, ich riskiere trotzdem ein paar Fotos vom noch nicht modernisiertem Triebwagen 810 624-7. Später lese ich in einer renommierten Eisenbahn-Zeitschrift, daß auf der KBS 144 die 813er seit einigen Jahren nahezu alle Einsätze übernommen hätten, umso größer meine Freude über diese dann wohl ziemlich raren Fotos aus dem Jahr 2012.

 

Bei dem Anlass angepassten trüben Wetter schieße ich ein paar einzelne Fotos von der Altbau-Büchse im Endbahnhof Nitrianske Pravno. Derweil macht einer der beiden im Zuge mitgereisten Polizisten seinen Rundgang übers Bahnhofsgelände. Der Bahnpolizist kann ein paar Brocken Deutsch -auf alle Fälle mehr als ich Slowakisch- und so kommen wir ins Gespräch. Er erzählt mir, daß dies einer der letzten Züge auf der Strecke Prievidza - Nitrianske Pravno ist. Und das, obwohl immer viele Leute mitfahren. Auf meine Frage nach dem Warum dieses Irrwitzes spricht er von zu wenig Geld und beschließt diese "Erklärung" mit der auch ohne Fremdsprachenkenntnisse verständlichen Geste des Zeigefingers kurz unterhalb der Stirn.
Noch Fragen? Ich habe keine mehr. Außer vielleicht: "Wer zieht die Záchrana angesichts dieser Verkehrtpolitik?"

Auch auf der Rückfahrt ist der Zug gut gefüllt (ca. 1/3 der Plätze belegt), die extra für diese Tour eingeteilte zweite Schaffnerin ist also durchaus angebracht. Der Triebwagen läuft als "Kurswagen" bis Horná Štubňa durch und so kann ich mal die Laufkultur auf dieser längeren Strecke mit dem 813er vergleichen. Meiner Meinung nach ist der 810er ein wenig ruhiger. Das ist aber ein rein subjektiver Eindruck.

   

In Horná Štubňa bleibt mir eine halbe Stunde Übergangszeit, ich bin der einzige Reisende der diesen Übergang mitnimmt. Das verstärkt die leicht gespenstige Stimmung, die über diesem Bahnhof weitab jeglicher Zivilisation liegt. Schnee liegt hier nicht nur am Boden sondern auch "in der Luft"…

Die Fahrkartenkontrolle verläuft im Anschlußzug Richtung Hronská Dúbrava nach dem Prinzip "Ticket FIP? - Ano - OK", es war wohl der Schaffner (und auch der Wagenzug hinter der 757 005) vom morgendlichen Eilzug Zvolen - Vrútky. Trotz der nun hereinbrechenden Dunkelheit entdecke ich noch einige potentielle Fotostellen, nur was soll das bei praktisch nur zwei tageslichtigen Zugpaaren -selbst im Hochsommer- werden? Mit diesen Gedanken endet auch heute mein Zugfahr-Programm rechtzeitig für ein gemütliches Abendbrot einschließlich des "Feierabendbierchen"


6. Dezember 2012:

Zäher Nebel und einer unangenehmen Kälte empfängt mich am nächsten Morgen in Zvolen. Der Versuch mal einen Rundgang über die Zvolener Burg zu unternehmen scheitert, da weite Teile des äußeren Rings wegen Rekonstruktion gesperrt sind. Bei der dicken Nebelsuppe wäre der Blick aber vermutlich ohnehin nichts Besonderes. So beobachte ich wie gestern die Arbeiten am Bahnhof, heute ist es ein etwa zehnköpfiger Trupp, der sich mit der Installation neuer Zugzielanzeiger -wieder von Pragotron- den Arbeitstag vertreibt.

 

Pünktlich auf die Minute rollt der R 371 "Horeronec" -eingehüllt in eine Schneewolke- ein und ich suche mir wieder ganz gezielt ein Mutter-Kind-Abteil aus. Weniger der Mütter wegen, sondern weil diese Abteile im kombinierten Sitz- und Packwagen die einzigen Abteile mit zu öffnenden Fenstern sind. Der Rest der über Banská Bystrica hinaus fahrenden Wagen ist alles klimatisiertes Material mit festen Fenstern. Zum Fotografieren und "Zugluft genießen" weniger geeignet. Wie schon erwartet ist die Zahl der Zusteiger am folgenden Haltepunkt Zvolen mesto wesentlich höher als am Hauptbahnhof und ich verliere schon die Hoffnung auch mal für Frischluftzufuhr sorgen zu können. Ab Banská Bystrica sind wir dann immer noch zu dritt im Abteil und wundern uns über den Halt den unser Zug wenig später auf freier Strecke einlegt. Der "Fachmann" registriert auch das Abschalten der Zugsammelschiene, das kann ja heiter (und kalt) werden. Schnell werden Erinnerungen an das Frühjahr wach, als der Liegenbleiber dieses Zuges unseren gesamten Fotoplan über den Haufen warf. Heute geht es aber glücklicherweise nach ca. 10 Minuten weiter und die Heizung erfüllt auch wieder ihren Zweck. Auch wenn die Sonne bereits kurz vor BB zum Vorschein kam sind die Außentemperaturen weiter etwas unter dem Nullpunkt. Meine Stimmung hat diesen allerdings schon seit einiger Zeit verlassen, die verschneite und bereifte Landschaft lassen eine beeindruckende Fahrt entlang der niederen Tatra und durchs slowakische Paradies erwarten.

 

Ab Brezno habe ich dann auch mein Abteil für mich allein und so können ein paar herrliche fotografische Eindrücke dieser Tour eingefangen werden.
Höhepunkt natürlich dabei die Fahrt durch die 360°-Kurve (einschließlich Tunnel) bei Telgart. Schade daß ausgerechnet auf diesem Streckenabschnitt ein derart geringer Verkehr herrscht.

 

Einfahrt Frei in Nová Maša

 

Kurz vor und in Polomka.

Kreuzung in Prakovce, ein "Double Whopper" wartet bereits auf unseren etwa fünf Minuten verspäteten Schnellzug.

 

Mit roter Nase und klammen Fingern rolle ich dann fast pünktlich im Bahnhof mit dem für sächsische Eisenbahner so "mystischen" Namen Margecany ein. War doch der Zuglauf D 1480 Leipzig - Dresden - Margecany als Entlastung des D 480 "Krivan" bis zum Jahre 1990 fester Bestandteil des DDR-Auslandsverkehrs. Heute ist Margecany vermutlich vielen Sachsen wesentlich unbekannter als Mallorca.

 

Kurz nach der Ankunft habe ich glücklicherweise den Fotoapparat schon griffbereit, aus Richtung Košice fährt eine "Bo-Bo-Bina" vor einem Ganzzug aus Getreidewagen durch den Bahnhof. Und das in historischem Lackierungsschema. Glück gehabt! Aber auch Pech beim Auslösezeitpunkt. Der erste gehobene Stromabnehmerbügel genau im Lichtmasten gefällt mir nicht so gut.

 

Wenig später kommt noch eine "echte" Doppellok der Reihe 131 durch den Bahnhof gerollt. Hier klappt es mit dem Bild etwas besser und ich bin froh über die flachen Bahnsteige, die die Lok nicht zum "Luftkissenfahrzeug" machen.


Nun folgt der letzte Akt auf meiner privaten AK Abschiedskultur-Fahrt, in Spišské Vlachy wartet sogar das Fernsehen auf mich. Scheinbar erregt die bevorstehende Betriebseinstellung auf der KBS 187 Spišské Vlachy - Spišské Podhradie schon etwas die Gemüter und die lokalmediale Aufmerksamkeit. Zum Großteil hat hier der Nebel schon wieder die Übermacht übernommen, zusammen mit stark bereiften Bäumen und Sträuchern sowie einer ganz selten etwas durchdrückenden Sonnenuntergangstimmung eine beeindruckende Fahrt.

 

 Die knapp zehn Minuten Wendezeit in Spišské Podhradie  nutze ich noch zu einzelnen Fotos und dann geht es auch schon wieder zurück. As fotografischer Sicht schade um diese Strecke, die noch nahezu komplett mit mehradriger Freileitung versehen ist. Aber man kann halt nicht überall gewesen sein.

 

Bemerkenswert übrigens auch der Einsatz eines "Versuchstriebwagens", der dazu extra eine neue Baureihen-Bezeichnung erhielt. Inhalt der Versuche ist vermutlich die durchgängige Beschallung der Fahrgäste aus dem Fahrgastinformationssystem. Dank der Dreisprachigkeit (Slowakisch, Deutsch, Englisch) und der fortwährenden Wiederholung solch weltbewegender Hinweise wie "Fahrkarten können beim Lokführer erworben werden" würde ich den Versuch für Erfolg versprechend halten. Ob man diesen nun zuerst auf einer so international wichtigen Strecke wie der KBS 187 tätigen sollte bleibt der Einschätzung der Leser dieses Berichts überlassen.
(Genauso ob man die letzten Zeilen ernst nimmt oder als kleine Glosse auffasst.)

In Poprad gibt es dann noch ein vorgezogenes Abendbrot "in der kleinen Kneipe an der Ecke" gegenüber vom Hotel Satel, bereits 2004 wurden wir hier bestens verköstigt. Satt und zufrieden begebe ich mich zum Bahnhof, wo pünktlichst auf die Minute der R440 einrollt und ich wieder meinen Stammplatz 31 beziehen kann. Auch heute wieder als Single im Double, erfreulicherweise aber diesmal mit einem zu öffnenden Fenster. Für einen Frischluft-Fan der Pluspunkt der alten Görlitzer Schlafwagen im Einsatz bei den Česke Drahy. So nutze ich die Zeit bis zum Schlafengehen noch für ein paar Zeilen an diesem Reisebericht und einem Sari-Bierchen, das ich dem Schlafwagenschaffner nach längerer Diskussion als Ersatz für das angebotene Pilsner abkaufen kann. Vermutlich bringt höherer Verkaufspreis auch höhere Provision. Der Schlaf wird diesmal etwas unruhiger als auf der Hinfahrt, mir kommt es stellenweise so vor, als wenn der Wagen bei nächster Gelegenheit entgleisen wird. Vielleicht liegt es auch an seiner Stellung ganz an der Spitze des Zuges? Aber das wichtigste ist eine pünktliche Fahrt und so kann ich wenige Minuten nach halb Acht im Bahnhof Most aussteigen.

Weiter geht es im Teil 3:
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<Der Reiseplan als PDF-Tabelle>


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